Jetzt geht es also los. Nun heißt es: 5 Uhr raus aus den Federn, duschen und ab geht's nach Frankfurt an den Flughafen.
Mein Koffer darf 23 kg wiegen und bringt 22,5 kg auf die Waage. Eine meisterliche Leistung bei "Ich packe meinen Koffer".
Doch nicht so meisterlich entgegnet meine Mutter... Ich habe den Laptop in den nicht-abgeschlossenen Koffer gepackt.
Panik breitet sich aus, kalte Füße hatte ich sowieso schon, aber dann gibt es kein zurück: Muddi bekommt nen Abschiedskuss, Sicherheitskontrolle kein Problem, rechtzeitig zum Boarding am Gate, mit dem Bus zum Flieger, am Fensterplatz grüßt mich die Sonne (für alle NDW-Fans: Flieger grüß mir die Sonne). "Please fasten your seat belt" und der Capt'n beschleunigt.
"Dann hebt er ab und vööööllig losgelöst...". So ein tolles Gefühl, aber begreifen kann man das Alles noch gar nicht - viel zu surreal. Aber was für ein Moment als der Flieger die Wolkendecke durchbricht. Daran könnte ich mich gewöhnen - Abgehoben! Nach einer mickrigen Stunde setzen wir schon wieder zur Landung an. Kopenhagen sieht schön aus von oben!
Nach der Landung bekomme ich meinen Koffer zurück, hetze in ein unauffälliges Eck des Flughafens, öffne den Koffer und bin erleichtert: der Laptop ist noch da!
Dann geht es zum Geldautomaten: Mit der neuen DKB Karte erstmal 1500 DKK abheben, dieser KochMC-Moment
(umgerechnet ca. 220 € - wie schnell ich die DKK wieder los sein sollte war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst).
Dann fahre ich mit dem "Tod mod Niva" (Zug nach Niva, nein zum Glück nicht der Tod) zum Kopenhagener Hauptbahnhof.
Hier in den Zügen gibt es noch Schaffner, die für schnelle Ein -und Ausstiege der Passagiere sorgen. "Hurtigt! Hurtigt!" (Übersetzung kann man sich schenken) und schon geht's los Richtung Hauptbahnhof. Der Bahnhof ist wirklich sehr schön im Vergleich zu den Prunkstücken Heidelberg, Ludwigshafen oder Frankenthal, die ich sonst so kenne. Das Hauptgebäude ist aus rotem Backstein, gewölbte Hallen erinnern an einen Musterbahnhof eines Märklin-Artikels.
Dann mit dem Bus 66 Richtung "Emdrup Torv" zur Haltestelle "Landsdommervej".
Nach einem 5 Minuten Fußweg bin ich am Haus, folge den 11 E-Mail-Nachrichten meines Vermieters, finde eine geheime Schlüsselbox, in der sich der Schlüssel zu meiner Wohnung / meinem Zimmer oben im dritten Stock befindet.
Beim ersten Blick in mein Zimmer fällt auf: Sehr minimalistisch! Weiß-graue Wände, ein kleiner Schreibtisch, ein Regal, zwei Stühle, eine Standlampe mit sandfarbener Hülle, ein schöner, weißer Kleiderschrank mit Spiegel, ein für das Zimmer sehr großes Bett / Doppelbett und das Highlight des Zimmers: Die große, breite Fensterbank mit drei Fenstern, die sich allesamt öffnen lassen.
Auch der Rest der Wohnung ist sehr minimalistisch. Zwei weitere kleine Zimmer, die an andere Leutchen vermietet werden, ein Mini-mini-Bad (vllt. wirklich nur 2 Quadratmeter, Klo steht im Prinzip unterm Duschkopf (könnte Zeit sparend sein falls man mal verschläft...)) und eine etwas in die Jahre gekommene Küche (hat aber Alles, was man als schlechter Koch gebrauchen kann).
Nach erneuter Zimmer-Inspektion fällt mir auf: Es gibt nur eine einzige Steckdose - gefühlt aus dem 19. Jahrhundert.
Wo schließe ich meinen Laptop an? Handy-Ladekabel? Nintendo?
Zum Glück liegt im Kleiderschrank eine Steckerleiste, so erleichtert war ich selten gewesen!
Dann erkunde ich die Nachbarschaft und halte Ausschau nach Supermärkten - der König hat Hunger! 10 Minuten Fußweg entfernt gibt es einen Netto (mit total coolem Logo hier im Vergleich zu Deutschland) und einen Lidl. Dort kaufe ich zum ersten Mal ein - Alles, was man zum Überleben braucht. An der Kasse wird deutlich: Hier ist alles ein bisschen teurer als in Deutschland. Es klingt aber auch seltsam... 220 DKK für einen Einkauf (ca. 30 €).
Gut, ich hab' auch Sachen gekauft, die brauche ich nur ein Mal - wie zB Klopapier
(wie gesagt, das Klo steht fast unterm Duschkopf).
Das Überleben durch Salami -und Käsebrote (empfohlen von Helge Schneider) ist gesichert!
Jetzt ist es schon später Nachmittag, aber ich gehe trotzdem nochmal los und erkunde das Viertel.
Hier in Kopenhagen - Nordvest gibt es sehr viel Wohngebiete, in denen sehr viele Nationalitäten aufeinandertreffen.
Da passe ich als deutsche Kartoffel und Pälzer Dorfjung also prima hin!
Das Stadtviertel besteht also aus unzähligen Mehrstockhäusern, meistens aus Backstein gebaut.
Daneben gibt es viele, viele Lädchen (Fast Food, arabische Märkte, Barber Shops, ...) und zwischendurch kommen immer mal wieder Kirchen oder lange Schornsteine / Fabriken - völlig aus dem Nichts. Der Backstein-Stil gepaart mit den alten Fabrikschornsteinen erinnert an Bilder aus dem Geschichtsbuch-Industrialismus.
Auf dem Weg Richtung Stadtzentrum komme ich durch ein weiteres Viertel: Norrebro!
Durch Norrebro zieht sich die Norrebrogade - eine gefühlt endlos lange Straße,
die bestimmt über 100 Kebab-Leben ein Zuhause gibt - Paradies oder auch Kebabistan!
Dann taucht urplötzlich ein Friedhof mitten in der Stadt auf - der Assistens Kirkegard.
Bei dem ganzen Trubel habe ich gedacht, dass hier keine entsprechende Stimmung aufkommen kann...
Doch je weiter man in die Anlage hineinläuft, desto eher kann man vom Norrebro-Treiben Abstand gewinnen.
Dann schlendere ich über die Fredensbro, eine Brücke, die Norrebro mit dem Stadtzentrum verbindet.
Rechts und links von der Brücke liegen die Kopenhagener Seen ("Soerne").
Am Ufer der Seen entspannen die Dänen auf kleinen Wiesen - fast ein bisschen wie an den Neckarwiesen.
Von hier aus sind es nur ein paar Gehminuten zum Rosenborg Slot (Schloss Rosenberg),
in dem früher die dänische Königsfamilie gewohnt hat. Heute dient das Anwesen KochMC als Sommerresidenz
und der königlichen Familie als Museum für deren Kronjuwelen.
Dann geht es zum letzten Punkt des spontanen Spaziergangs: dem Rathausplatz mit Rathaus.
Hier esse ich auch zum ersten Mal DIE dänische Spezialität: einen Hot-Dog!
Um es mit Deichkind zu sagen: War richtig gut. Hat mir richtig gut gefallen. Richtig gut, ja.
Dann bin ich wieder an den Hauptbahnhof gelaufen, der übrigens direkt gegenüber dem Tivoli liegt und mit dem 66er Bus gekonnt nach Hause gefahren. Dort angekommen habe ich dann noch kurz meine derzeitigen Mitbewohner kennengelernt:
Marcus und Jacob aus Schweden. Die studieren irgendwas mit Finanzen und wohnen schon seit einem Monat hier.
Die beiden wären - genau wie ich - auch beinahe auf einen Mietbetrüger hereingefallen.
Was ist nur mit manchen Menschen los?
Aber das solls für heute gewesen sein. So viel wollte ich gar nicht schreiben...
Das muss nächstes Mal kürzer werden!
Unten gibt's noch eine kleine Bildergalerie und eine unheimlich wichtige Umfrage
(die wird es wahrscheinlich bei jedem Post geben, als kleines Goodie).
Küssje auf's Nüssje - Euer Kochi
Umfrage #1
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